Wie gefährlich ist Glyphosat wirklich?

Gefährlich oder harmlos? Ein Blick auf die Fakten zu Glyphosat.

Autor: Sonja Bart

Die Behauptung

Glyphosat wird oft als krebserregend und umweltschädlich bezeichnet.

Unser Fazit

Trotz kontroverser Diskussionen und der Einstufung als „wahrscheinlich krebserregend“ durch die IARC zeigen andere Institutionen wie die EFSA und das BfR, dass Glyphosat bei Einhaltung der Grenzwerte kein signifikantes Gesundheitsrisiko darstellt.

Die verbreitete Behauptung

Seit Glyphosat 2015 von der IARC als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft wurde, ist es Gegenstand hitziger Debatten. Kritiker verweisen auf mögliche Risiken für die menschliche Gesundheit und negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die Diskussion dreht sich um die Sicherheit des Wirkstoffs und seiner Beistoffe, ihr Vorkommen in Lebensmitteln und mögliche Langzeitfolgen für Biodiversität und Ökosysteme.

Der Faktencheck

Die IARC, die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hat, unterscheidet sich in ihrer Bewertungsmethodik von anderen Gesundheitsbehörden. Während die IARC das mögliche Krebsrisiko ohne Berücksichtigung der Exposition betrachtet, beziehen die EFSA und das BfR die tatsächliche Exposition des Menschen mit ein und kommen zu dem Schluss, dass bei Einhaltung der festgelegten Grenzwerte kein signifikantes Gesundheitsrisiko besteht. Darüber hinaus zeigen Studien, dass Glyphosat selbst bei Überschreitung der Rückstandshöchstgehalte in Lebensmitteln nicht automatisch ein Gesundheitsrisiko darstellt. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Darmflora und das Immunsystem, die weiter erforscht werden.

Global gesehen

Die Regulierung und die wahrgenommenen Auswirkungen von Glyphosat sind weltweit sehr unterschiedlich, was zum Teil auf unterschiedliche landwirtschaftliche Praktiken, Umweltbedingungen und rechtliche Rahmenbedingungen zurückzuführen ist. In den USA zum Beispiel ist Glyphosat weit verbreitet und wird trotz laufender Rechtsstreitigkeiten und Klagen wegen mutmaßlicher Gesundheitsschäden in großem Umfang in der Landwirtschaft eingesetzt. Auch in Südamerika, insbesondere in Brasilien und Argentinien, wo der Sojaanbau dominiert, ist Glyphosat ein zentraler Bestandteil der landwirtschaftlichen Produktion.

Dies hat zu Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen geführt, wie z. B. der Verringerung der Artenvielfalt und der Veränderung von Ökosystemen. In asiatischen Ländern wie Indien und China wird der Einsatz von Glyphosat durch weniger strenge Vorschriften begünstigt, obwohl auch hier zunehmend Umwelt- und Gesundheitsbedenken geäußert werden. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen spiegeln die Komplexität der Glyphosat-Debatte wider und zeigen, wie globale Standards und lokale Gegebenheiten Entscheidungen über den Einsatz dieser Chemikalien beeinflussen können.

Alternative Methoden der Unkrautbekämpfung

Die Diskussion über alternative Unkrautbekämpfungsmethoden ist wichtig, um die Abhängigkeit von Glyphosat zu verringern und gleichzeitig nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu fördern. Mechanische Unkrautbekämpfung, wie Pflügen oder Hacken, ist eine traditionelle Methode, die keine chemischen Rückstände hinterlässt, aber oft arbeitsintensiv und weniger effizient auf großen Flächen ist. Biologische Ansätze, wie der Einsatz bestimmter Insekten oder Mikroorganismen, die Unkräuter auf natürliche Weise bekämpfen, sind umweltfreundlich, erfordern jedoch fundierte Kenntnisse der ökologischen Zusammenhänge und sind oft nur begrenzt wirksam.

Anbauverfahren wie Fruchtfolge und Zwischenfruchtanbau können ebenfalls dazu beitragen, das Unkrautwachstum zu unterdrücken und die Bodengesundheit zu verbessern. Moderne technologische Lösungen wie die Präzisionslandwirtschaft, die den Herbizideinsatz durch gezielte Applikation minimiert, bieten vielversprechende Ansätze, sind jedoch mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden. Jede dieser Methoden hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile, was die Notwendigkeit unterstreicht, regionsspezifische Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind.

Auswirkungen auf den menschlichen Organismus

Die möglichen Auswirkungen von Glyphosat auf die menschliche Gesundheit, insbesondere auf die Darmflora und das Immunsystem, sind ein zentraler Diskussionspunkt in der anhaltenden Debatte um dieses Herbizid. Studien haben gezeigt, dass Glyphosat die Zusammensetzung der Darmmikrobiota beeinflussen kann, was wiederum wichtige Funktionen wie die Verdauung und die Immunantwort beeinträchtigen kann. Das Herbizid wirkt, indem es ein Enzym hemmt, das in Pflanzen und einigen Mikroorganismen vorkommt.

Obwohl Menschen dieses Enzym nicht besitzen, können die Bakterien in unserem Darm davon betroffen sein, und es besteht die Befürchtung, dass eine langfristige Exposition gegenüber Glyphosat das Gleichgewicht der Darmmikrobiota stören und dadurch die Immunabwehr schwächen könnte. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um diese Zusammenhänge genauer zu untersuchen und zu verstehen, wie bedeutsam solche Wirkungen bei den für den Menschen typischen Expositionsniveaus sein könnten. Diese Untersuchungen sind von entscheidender Bedeutung, um fundierte Entscheidungen über die künftige Verwendung von Glyphosat und die Entwicklung sichererer Alternativen treffen zu können.

Fragen und Antworten zu Glyphosat

FrageAntwort
Ist Glyphosat krebserregend?Die IARC stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, aber andere wichtige Behörden wie die EFSA und das BfR haben keine ausreichenden Beweise dafür gefunden, dass Glyphosat bei Einhaltung der Anwendungsempfehlungen ein Krebsrisiko darstellt.
Sind Glyphosat-Rückstände in Lebensmitteln gefährlich?Die in Lebensmitteln gefundenen Rückstandsmengen liegen in der Regel weit unter den als unbedenklich geltenden Grenzwerten. Das BfR weist darauf hin, dass auch bei Überschreitung dieser Höchstgehalte keine unmittelbare Gefährdung besteht.
Wie wirkt sich Glyphosat auf die Umwelt aus?Glyphosat kann die Biodiversität beeinträchtigen, indem es Nichtzielpflanzen abtötet, die vielen Tierarten als Nahrungsquelle dienen. Die langfristigen ökologischen Auswirkungen sind nach wie vor ein wichtiger Diskussionspunkt.
Warum wird Glyphosat trotzdem eingesetzt?Glyphosat ist wirksam und kostengünstig, was es zu einem beliebten Unkrautvernichtungsmittel in der Landwirtschaft macht. Es hat auch eine bessere Sicherheitsbilanz als einige alternative Herbizide.
Gibt es Alternativen zu Glyphosat?Ja, es gibt mechanische und andere chemische Methoden zur Unkrautbekämpfung, aber viele haben ihre eigenen Nachteile und Risiken. Ein Umdenken in der Landwirtschaft und bei den Verbrauchern ist notwendig, um die Abhängigkeit von Glyphosat zu verringern.

Fazit

Die Diskussion um Glyphosat zeigt, wie komplex die Bewertung von Pflanzenschutzmitteln ist. Es ist wichtig, dass weiterhin unabhängige Forschung betrieben wird, um die Sicherheit und die Umweltauswirkungen vollständig zu verstehen. Verbraucher sollten informiert bleiben und eine bewusste Entscheidung zu diesen Themen treffen.

Quelle: tagesschau.de

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